Wie kann Technologiefolgen-Abschätzung Risiken in der Innovationsentwicklung minimieren und Chancen befördern?

In der Innovationsentwicklung sehen wir uns laufend mit Entscheidungen konfrontiert, wie wir die Entwicklung und den Einsatz von Technologien mit Blick auf soziale und ökologische Folgen verantwortungsvoll steuern und regulieren können. 

Die Technologiefolgen-Abschätzung (TA, engl.: technology assessment) bietet Methoden an, um Technologien systematisch und aus unterschiedlicher Perspektive in Bezug auf Ihre Chancen und Risiken zu bewerten, um daraus Rückschlüsse für die eigenen Bedürfnisse des Technologieeinsatzes sowie auch deren direkte und indirekte Wirkungsweise auf gesellschaftliche Einflussbereiche zu erhalten.  

Wir unterscheiden hier zwischen konstruktiver und partizipativer TA.  

In der konstruktiven TA (cTA engl. constructive TA) werden, zumeist in Unternehmen, bereits im Innovations- und Entwicklungsprozess der Technologie Wechselwirkungen mit Gesellschaft und Umwelt umfassend betrachtet, um im Sinne von verantwortungsvoller Innovationsentwicklung durch das unternehmerische Wirken zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Dank der cTA und einer damit beispielsweise einhergehenden optimierten Kreislaufwirtschaft können Ressourcen eingespart, oder in der Reflexion der sozialen Wechselwirkungen etwa neue Geschäftsmodelle resultieren.  

Der partizipativen TA, folgen nach umfassendem Einbezug von Stakeholdern und Analyse bereits im Einsatz stehender neuer Technologien Empfehlungen für Förderprogramme (Incentivierung) oder Regulierungen um die Technologie folglich der systemischen Chancen und Risiken im Sinne der Erreichung von gesellschaftlichen und ökologischen Zielstellungen (z.B. Klimaziele, Innovationsförderung, ethische Referenzrahmen) zu steuern.  

Methodisch wird in der TA systemisch, interdisziplinär und partizipativ vorgegangen. Das heisst, dass die Wechselbeziehungen der Technologie möglichst auf direkte und indirekte Wirkungen aus unterschiedlicher Fachrichtung untersucht und Akteure mit unterschiedlicher Expertise und Erfahrung aus dem Umgang mit der Technologie in die Bewertung einbezogen werden.  

Am Departement Wirtschaft der OST können in Forschungs- und Dienstleistungsaufträgen wie auch durch Unterstützung von Studierenden im Rahmen von Praxisprojekten, TA-Studien durchgeführt werden. Darüber hinaus werden Weiterbildungen angeboten. Siehe dazu auch Verweise unter Links.  

Literatur

Cames M., Mader C., Hermann A., Köhler A.R., Malinverno N., Möller M., Niesen B., Som C., Wäger P. (2023) Chancen und Risiken von Methoden zur Entnahme und Speicherung von CO₂ aus der Atmosphäre, In TA-SWISS Publikationsreihe (Hrsg.) TA 80/2023. Zürich: vdf. https://doi.org/10.3218/4153-8

Christen, M., Mader, C., Cas, J., Abou-Chadi, T., Bernstein, A., Braun Binder, N., Dell’Aglio, D., Fábián, L., George, D., Gohdes, A., Hilty, L., Kneer, M., Krieger-Lamina, J., Licht, H., Scherer, A., Som, C., Sutter, P., Thouvenin, F., (2020) Wenn Algorithmen für uns entscheiden: Chancen und Risiken der künstlichen Intelligenz, In TA-Swiss Publikationsreihe (Hrsg.): TA 72/2020. Zürich: vdf. https://doi.org/10.3218/4002-9 

Mader, C., Hilty, L.M., Som, C., Wäger, P., (2019) Transparenz normativer Orientierungen in partizipativen TA-Projekten – Ein Software basierter Ansatz, TATuP 28(1), 58-64. https://doi.org/10.14512/tatup.28.1.58  

Mader, C., Leitenberger, A-T. (2016) Relevanz von Stakeholdereinbindung im Nachhaltigkeitsassessment – Die Nachhaltigkeitsprofilmatrix, In: Altenburger R., Mesicek, R., CSR und Stakeholdermanagement, Springer Gabler. DOI: http://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-662-46560-8_6